Chronik des Tambour-Corps Essentho

Heinrich Meyer 1919-2009

Die vorliegende und detaillierte Chronik verdanken wir dem Ortsheimatpfleger Heinrich Meyer. Er selbst war lange Zeit aktives Mitglied im TCE.

Sorgfältig recherchiert und niedergeschrieben hat er die Geschichte des Dorfes Essentho.

Aus dem Kapitel über die Essenthoer Vereine haben wir die hier vorliegende Chronik des Tambour-Corps. Die Chronik liegt uns bis zum Jahr 1984 vor.

Die Gründungsjahre und die Zeit bis 1949

Die Anfänge des Tambour-Corps liegen noch einige Jahre vor der Gründung im Jahre 1924.

Als Tambour bezeichnet man den Trommler, der das aus einem Messingkessel bestehende, mit Kalbsfell bespannte und durch einen Holzrahmen gehaltene Instrument bedient.

Schon um 1900 spielte Karl Risse (Vuggels) mit dieser Trommel, damit die Schützenbrüder leichter im Gleichschritt marschieren konnten. Diese Aufgabe übernahmen dann später Hermann Stute und Anton Stute.

Die Flöte ist ein aus Ebenholz angefertigtes Blasinstrument. Früher wurde der Flötist auch Hornist genannt. Zusammen mit zwei Tambouren spielten Bernhard Rölleke (Groben), Heinrich Banneyer und Johannes Lachenit (Gassemeggers) schon vor der Gründung des Tambour-Corps auf der Flöte.

Die Gründung

Als dann der Rhythmus der Trommel und die Melodie der Flöten den Schützenzug in Essentho begleiteten, schlossen sich die Musikfreunde Anton Fattmann, Heinrich Banneyer, Heinrich Gottlob, Anton Kuhle, Anton Stute, Anton Nölle und Heinrich Lachenit zusammen und gründeten 1924 das Tambour-Corps Essentho. Man wählte einen Vorstand.

Heinrich Banneyer wurde 1. Vorsitzender, Anton Fattmann Schriftführer und Kassierer, Anton Stute Rechnungsprüfer.

Mit Pferdewagen zum Übungsspiel

Der Gasthof Silberberg (später Gasthof Wegener) wurde in den ersten Jahren zum ständigen Übungslokal. Die Musikinstrumente konnten durch viele kleine Beiträge finanziert wer-den. Zum Erlernen neuer Musikstücke fuhren die Musikanten mit Pferde wagen zu Musikkollegen nach Wünnenberg, so dass schon bald die ersten Märsche beim Schützenfest erklangen.

Nach und nach kamen weitere Musik interessierte Freunde und Gönner hinzu. Durch Theaterspielen konnte zusätzliches Geld verdient werden, so daß schon 1925 Uniformen und weitere Musikinstrumente angeschafft wurden. Das An- und Abreißen besorgte bisher der Flügelflötist, doch nun wurde Anton Fattmann der erste Tambour-Major.

in den folgenden Jahren gelang es dem Verein, ein aktives Corps aufzustellen, das auch in den Nachbarorten bekannt wurde. Man spielte bei Schützen- und Kinderfesten in Meerhof, Westheim, Hardt bei Büren, Marsberg, Neudorf und Giershagen. Der Preis für die Teilnahme am Festzug betrug 10,00 Reichsmark. Alle eingespielten Gelder flossen in die Vereinskasse.

Damit alles seine rechte Ordnung fand, wurde 1930 die erste Vereinssatzung geschrieben. Jedes neue Mitglied wurde mit seinen Rechten und Pflichten vertraut gemacht und musste seine Kenntnisse durch Unterschrift bestätigen.

1930: Das erste Musikfest

Am 25. Mai 1930 konnte zum ersten Mal in der Geschichte des Tambour-Corps ein Musikfest veranstaltet werden. Der Freundeskreis wurde immer größer, und nun traten die ersten passiven Mitglieder in das Corps ein. Der Beitrag betrug für alle 30 Pfennig im Monat.

Am 2. Pfingsttag des Jahres 1931 wagte sich das nun 13 Mann starke Corps zum Tambour-Wettstreit nach Winterberg und erreichte damit den ersten spielerischen Höhepunkt.

Im Jahre 1934 wurde Heinrich Gottlob zum 1. Vorsitzenden gewählt. Als Vereinslokal diente seit 1934 der Gasthof Vokkel, ehemals Gasthof Steffen.

Während des Dritten Reiches und im 2. Weltkrieg wurde das Vereinsleben sehr stark dadurch beeinflusst, dass viele Mitglieder eingezogen waren. Doch trotz aller Schwierigkeiten wurde durch die verbleibenden Musikfreunde das Vereinsleben soweit wie möglich aufrechterhalten.

Als im Jahre 1949 nach langsamer Reaktivierung des Vereinslebens das Tambour-Corps seinen 25. Gründungstag begehen konnte, wurde dieser Tag mit einem großen Musikfest begangen. In den folgenden Jahren gab es neben den Schützenfesten mehrere Freundschaftstreffen, gemeinsame Ausflüge und gesellige Abende im Vereinslokal.

Die Jahre 1954 bis 1977

Im Jahre 1954 wurde Heinrich Vorspohl 1. Vorsitzender. 1959 konnte die alte Uniform durch ausgediente und etwas abgeänderte Polizeiuniformen ersetzt werden.

Die „Knüppelmusik" auf Tournee

1958 spielte das Tambour-Corps erstmals in Oesdorf beim Schützenfest. Nach einer Unterbrechung von einigen Jahren konnte Oberst Franz Fiege vom Schützenverein Oesdorf die „Knüppelmusik" aus Essentho erneut bestellen, so daß sie jetzt schon über zwanzig Jahre beim Festzug in Oesdorf mitwIrkt.

Zu Beginn der 60iger Jahre erklärte der seit der Gründung mitwirkende Tambour-Major Anton Fattmann, dass er nun aus Altersgründen nicht mehr alle Verpflichtungen wahrnehmen könne. Daraufhin wurde Johannes Kruse zum Nachfolger gewählt. Durch guten Zusammenhalt und intensive Arbeit gelang dem Tambour-Corps unter seiner Leitung ein neuer Aufschwung.

Anton Fattmann, der neben seiner Aufgabe als Tambour-Major viele Jahre auch die Kasse führte und die Aufgabe des Schriftführers wahrnahm, wurde später zum Ehrenvorsitzenden und Ehrenmajor ernannt.

1962 kaufte das Corps zur musikalischen Bereicherung eine Lyra. Der erste Lyraspieler war der Mitbegründer Anton Nolle.

1964 wurde Heinrich Hüwel zum 1. Vorsitzenden ernannt.

1965 konnten erstmals neue Uniformen angeschafft werden, deren Formen und Farben bis heute beibehalten wurden.

In der Jahreshauptversammlung 1968 ehrte Stabführer Johannes Kruse das Corps-Mitglied Walter Straub für 35 Jahre aktive Mitgliedschaft. Er wurde von der Generalversammlung zum Ehrenmitglied ernannt.

Mädchen als Spielleute

Im Jahre 1972 wurden erstmals Mädchen in die Reihen der Spielleute aufgenommen. Zusammen mit den weiblichen Jugendlichen zählte der Verein bereits 1974 hundert Mitglieder.

Der 50. Jahrestag der Gründung war der Anlass zu einem Musikfest in Essentho, an dem viele Gastvereine teilnahmen.

1977 wurde Heinz Finke zum 1. Vorsitzenden ernannt und auch der Vorstand neu gewählt. Die Generalversammlung ernannte Heinrich Hüwel zum Ehrenvorsitzenden.

Im Jahre 1977 schloss sich das Tambour-Corps Essentho dem größten Dachverband musiktreibender Vereinigungen in der Bundesrepublik, dem „Deutschen Volksmusikerbund", an.

Die Jahre 1977 bis 1984

Jugendarbeit und Nachwuchsausbildung zählen zu den wichtigsten Aufgaben im Verein. Durch entsprechende Schulung gebildet, fand sich mit Franz Schmoranzer ein Musikfreund, der über den normalen Rahmen der Vereinsarbeit hinaus bereit war, sich mit den jüngsten Mitgliedern des Vereins zu beschäftigen. Die Ausbildung nach Noten für das gesamte Corps bereitete anfangs einige Schwierigkeiten. Josef Hesse aus Wünnenberg erwies sich jedoch als erfahrener Musiker, der mit all seinen Kenntnissen dem Spielmannszug zur Seite stand und somit großen Anteil und Verdienst am heutigen Ausbildungsstand hat.

Erfolgreicher Wettstreit

Um sein Können zu messen, nahm das Tambour-Corps am 18. Mai 1980 an einem Wettstreit für Spielmannszüge in Thü-le teil. In der Unterstufe konnte im Ehrenspiel der 3. Preis, im Straßenspiel der 2. Preis und im Hauptehrenspiel der 1. Preis errungen werden. Stabführer Johannes Kruse bekam als Bester der Gruppe den 1. Stabführerpreis.

Durch den Erfolg angespornt, folgte man weiteren Einladungen und war wieder erfolgreich. 1984 fuhr das Corps zum Kreismusikerfest nach Unna und erreichte in der Mittelstufe einen 1. Rang. 1986 besuchte man das Landesmusikfest in Arnsberg-Hüsten und errang in der Oberstufe einen 2. Rang.

60 Jahre Tambour-Corps Essentho

1984 feierte das Tambour-Corps Essentho sein 60-Jähriges Bestehen. Das Jubiläumsfest wurde für den Verein ein Riesen-erfolg. Mehr als 500 Musiker waren in Essentho zu Gast, unter anderem der Spielmannszug Düsseldorf-Gerresheim und ein Schalmeien-Corps aus Hagen.

In einer Feierstunde waren zahlreiche Ehrengäste und Freunde zu Gast, in der drei Vereinsgründer, und zwar Anton Fattmann, Heinrich Gottlob und Anton Kuhle, für sechzigjährige Mitgliedschaft geehrt wurden. Der Verein konnte zwei Mitglieder für fünfzig Jahre Treue zum Verein mit der Vereinsnadel in Gold, dreißig weitere Mitglieder für 25 Jahre mit der silbernen Vereinsnadel und 58 Mitglieder für zehn Jahre mit der Vereinsnadel in Bronze ehren. Da der Gasthof Steffen fünfzig Jahre das Vereinslokal des Tambour-Corps war, überreichte der Verein Franz Steffen ein Erinnerungsgeschenk.

Ein Vertreter des Deutschen Volksmusikerbundes ehrte ein aktives Mitglied für dreißig Jahre mit Gold, vier aktive Spieler für zwanzig Jahre mit Silber und sieben aktive Spielerinnen und Spieler für zehn Jahre mit Bronze.

In der Generalversammlung 1985 wurde Stabführer Johannes Kruse ein Erinnerungspokal für 25 Jahre Stabführung überreicht. 1987 ehrte die Generalversammlung den Ausscheidenden Helmut Gottlob für 33 Jahre aktiven Mitwirkens.

Der Verein zählt heute mit vielen passiven Mitgliedern, die das Tambour-Corps unterstützen, 220 Mitglieder.